Als eines der vielseitigsten Ensembles unserer Zeit ist das Boulanger Trio seit inzwischen 17 Jahren auf den Konzertpodien der Welt zuhause. Leidenschaft und Spielfreude, sein blindes Verstehen und ein unermesslicher Reichtum an Klangfarben zeichnen das Trio aus, welches in Hamburg und Berlin beheimatet ist und nach wie vor in seiner Ursprungsbesetzung spielt.
Als “unwiderstehlich” bezeichnete Die Welt das Ensemble, und der Komponist Wolfgang Rihm schrieb in einem Brief an das Trio: “So interpretiert zu werden, ist wohl für jeden Komponisten ein Wunschtraum.” Ausgehend vom reichen traditionellen Repertoire ihrer Besetzung erkunden die drei Musikerinnen ebenso gern Neuland und machen es sich auch zur Aufgabe, zu Unrecht vergessenen Komponist:innen Gehör zu verschaffen. Gern kombinieren sie musikalische Entdeckungen mit den großen Meisterwerken der Kammermusikliteratur – dabei erzählen ihre klug konzipierten Programme oftmals eine Geschichte. Seit bald zwei Jahrzehnten ist das Ensemble gern gesehener Gast in Sälen wie der Elbphilharmonie, dem Festspielhaus Baden-Baden, der Berliner Philharmonie, dem Brucknerhaus Linz, der Wigmore Hall London und dem Musikverein Wien und konzertiert regelmäßig mit Kammermusikpartnern wie Andrè Schuen, Omar Massa und Sebastian Manz. Die Musikerinnen sind bei Festivals wie dem Heidelberger Frühling, dem Kissinger Sommer, den Sommerlichen Musiktagen Hitzacker und dem Enescu Festival Bukarest zu Gast und konzertierten als Solistentrio mit den Berliner Symphonikern, den Brandenburger Symphonikern, den Niederrheinischen Sinfonikern, dem Symphonieorchester Cluj und dem Berner Symphonieorchester unter Leitung von renommierten Dirigenten wie Antoni Wit und Lera Auerbach. Als gefragte Interpretinnen der Neuen Musik laden sie regelmäßig Komponist:innen als Gäste in ihre eigene Konzertreihe, die Boulangerie, ein und pflegen künstlerische Freundschaften mit Beat Furrer, Johannes Maria Staud, Lera Auerbach, Olga Neuwirth und Matthias Pintscher. Ein wichtiger Wegbegleiter war Friedrich Cerha, der den Musikerinnen damals mit seiner Empfehlung den Start ihrer Konzertreihe im Musikverein Wien ermöglichte. Die Musik steht für sie auf selbstverständliche Art und Weise in enger Beziehung mit den anderen Künsten. In Zusammenarbeit mit den Schauspielern Johann von Bülow, Ulrich Matthes und Ulrich Noethen sowie dem Literaturwissenschaftler Hans von Trotha hat das Ensemble in den letzten Jahren mehrere begeistert aufgenommenen Konzertlesungen kreiert und damit eine ganz eigene dramaturgisch durchkomponierte Gattung geschaffen, in der Text und Musik zu einer neuen Kunstform zusammenwachsen. In seiner umfangreichen Diskographie bleibt das Trio stets seinem Credo treu, ein Konzept zu präsentieren. Seine elf Alben wurden von der Fachwelt begeistert aufgenommen: 2010 erhielt das Trio für seine Brahms-Schönberg-Liszt-CD den begehrten Excellentia Award in Luxemburg, seine Beethoven-CD sowie die Schostakowitsch-Vasks CD wurden mit dem Supersonic Award geehrt. Die Trios von Juon und Tschaikowsky wurden vom Preis der deutschen Schallplattenkritik zur besten Kammermusikeinspielung des vierten Quartals 2018 erkoren. Seit 2021 erscheinen die Einspielungen beim Label Berlin Classics: zunächst „Teach me! The Students of Nadia Boulanger“ und ein Jahr später „Wanderlust“.
2022 war das Ensemble mit dem Trio von Fanny Hensel im von NDR/ARTE produzierten Dokumentarfilm ‚Die geniale Schwester‘ zu sehen.In der Saison 2023/24 veröffentlicht das Ensemble gleich zwei neue Alben: eines mit Werken von Komponistinnen von der Renaissance bis heute bei Berlin Classics und eines mit Kammermusik von Johannes Maria Staud bei NEOS. Auf letzterem ist auch das dem Trio gewidmete Werk Terra fluida zu hören. Ihren reichhaltigen Erfahrungsschatz geben die Musikerinnen auch gern beim Unterrichten weiter. In Kooperation mit dem Henle Verlag veröffentlichen sie ihre Fingersätze zu verschiedenen Werke in den Notenausgaben der Henle App. Bereits im Gründungsjahr wurde das Ensemble, zu dessen wichtigsten Mentoren Hatto Beyerle, Menahem Pressler, Ferenc Rados und Alfred Brendel zählen, als eines von weltweit acht Klaviertrios zum 5th Melbourne International Chamber Music Competition eingeladen. Nur ein Jahr später gewannen die Musikerinnen den Trondheim International Chamber Music Competition in Norwegen. Ihr gemeinsames Kammermusikstudium absolvierten sie im Masterprogramm der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, ergänzend dazu waren sie mehrere Jahre ECMA-Ensemble an der European Chamber Music Academy. Das Trio benennt sich nach den Schwestern Nadia und Lili Boulanger, die durch ihre außergewöhnlichen Persönlichkeiten und ihren kompromisslosen Einsatz für die Musik den Musikerinnen bis heute eine große Inspirationsquelle sind.